Lindenspiegel: Linden bleibt nazifreie Zone

Am 1. Mai 2009 wollen alte und neue Nazis durch Hannover marschieren:

Linden bleibt nazifreie Zone

Anfang September wurde bekannt, dass Neonazis aus dem Umfeld der Freien Kräfte einen Aufmarsch unter dem Motto „Schluss mit Verarmung, Überfremdung und Meinungsdiktatur – Nationaler Sozialismus jetzt!“ für den 1. Mai 2009 in Hannover angemeldet haben.
Es wurde eine erwartete Teilnehmerzahl von 500 – 1000 Personen angegeben. Es ist aber davon auszugehen, dass an diesem Tag mehr Neonazis auf den Straßen der niedersächsischen Landeshauptstadt unterwegs sein werden.
Der angemeldete Start- und Zielpunkt der Nazidemonstration ist der ZOB. Von dort aus wollen sie durch die Innenstadt und bis Linden hinein marschieren. Sie haben ihre Route bis zur Spinnereistr. / Ecke Elisenstr. angemeldet und wollen dann wieder zurück in die Calenberger Neustadt. Das heißt, sie wollen über die Ihmebrücke bei den Stadtwerken nach Linden rein!!!
Direkt auf der anderen Seite haben sie eine 60-minütige Kundgebung auf Lindener Boden angemeldet, auf der sie hetzen und provozieren wollen. Dies am höchsten Feiertag der internationalen Arbeiterbewegung und Tag der traditionellen 1.-Mai-Kundgebung des DGB. Zur Erinnerung: Im „roten Linden“ taten sich die Nazis schon immer schwer. Schon vor und auch noch nach 1933 gab es zahlreiche handfeste Auseinandersetzungen zwischen Hitlergegnern und den Nazis. Lediglich sehr vereinzelt hingen Hakenkreuzfahnen in den Lindener Straßenzügen und die SA versuchte vergeblich die Straße zu erobern. 1930 bis 1933 versuchten die Nazis gegen den Widerstand der SPD, der KPD und ihren Vorfeldorganisationen erfolglos mehrere Einmärsche über die heutige Benno-Ohnesorg-Brücke am Schwarzen Bären. Erst unter massivem Polizeischutz gelang es den Braunen 1932 bis zum traditionsreichen Versammlungslokal der Lindener Arbeiter „Zum Posthorn“ an der Deisterstraße vorzudringen. Kurz nach der Machtergreifung 1933 bildete sich innerhalb der SPD die illegale „Sozialistische Front“ deren technischer Leiter der Lindener Franz Nause aus der Kesselstraße wurde. Er musste seinen antifaschistischen Kampf wie viele andere auch unter dem Naziterrorregime mit dem Leben bezahlen. Viele Straßen sind in Linden und Limmer nach den Widerständlern benannt, wie Franz-Nause-Str., Wilhelm-Blum-Str., Walter- Ballhause-Str., der Fischerhof, das Werner-Blumenberg-Haus. Bereits jetzt regt sich in Hannover Widerstand gegen den Plan der Nazis. Es wurden bereits zahlreiche Gegenveranstaltungen für verschiedene Straßen und Plätze angemeldet. Es ist außerdem davon auszugehen, dass bis zum 1. Mai noch weitere Demonstrationen und Kundgebungen im gesamten Stadtgebiet durchgeführt werden. Unter dem Motto „Linden – Ein nazifreier Stadtteil“ arbeitet unter anderem die Geschichtswerkstatt der Otto-Brenner-Akademie im Freizeitheim Linden im Lindener Bündnis gegen den Faschismus aktiv mit. So wurde bereits das Aktionsbündnis „Linden gegen Nazis“ gegründet.

Anlässlich des von Neonazis angekündigten Aufmarsches am 1. Mai 2009 durch Hannover und Linden nahmen am 24. Septmber über 50 Lindener Bürger an der konstituierenden Sitzung des „Aktionsbündnisses Linden gegen Nazis“ teil.
Konsens war es, mit leidenschaftlichem Engagement zu verhindern, dass Neonazis sich in unserem Stadtteil offiziell versammeln können.
Die erste gemeinsame Aktion des Bündnisses soll am 9. November zur Erinnerung an die Reichspogromnacht stattfinden. Mit einem Erinnerungsgang durch den Stadtteil und einem Schweigemarsch soll der Opfer des deutschen Faschismus gedacht werden.

Die nächsten Treffen des „Aktionsbündnisses Linden gegen Nazis“ finden statt am:
– Do., 2. Oktober, 19 Uhr, Freizeitheim Linden – Vorbereitungstreffen für Aktionen am 9. November (Reichspogromnacht);
– Mi., 8. Oktober, 19 Uhr, Freizeitheim Linden – Treffen der Arbeitsgruppen: 1. Bündnis-Aufruf; 2. Aktionsplanung für den 1. Mai 2009, 3. Bündnisausweitung und Öffentlichkeitsarbeit; 4. Jugendarbeit;
– Mi., 22. Oktober, 19 Uhr, Freizeitheim Linden – gemeinsames Plenum des „Aktionsbündnisses Linden gegen Nazis“.
Als weitere wichtige aktuelle Informationsquelle bietet sich  die Internetplattform www.lindener-gegen-rechts von der Hauptplatorm www.linden-entdecken an.
hew

Lindenspiegel, Ausgabe Oktober 2008

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