Gegner der geplanten Neonazi-Demonstration am 1. Mai in Hannover haben sich am Wochenende auf eine Einkesselung der Rechtsextremisten vorbereitet.
Unter Anleitung der Gruppe „Avanti – Projekt undogmatische Linke“ probten am Sonnabend am Küchengarten in Linden rund 70 Nazigegner Sitzblockaden gegen die Rechten – nicht ohne nach jeder Übungseinheit „über die Erfahrungen zu sprechen“. Im April sollen zwei längere Übungen folgen. Sie dienten dazu, sich sicher zu fühlen und Ängste abzubauen, sagte Martin Kramer von „Avanti“.
Gut 1000 Neonazis wollen am Tag der Arbeit durch Hannover marschieren. Damit sorgen sie in diesen Tagen für eine beispielhafte Geschäftigkeit bei Stadt, Kirchen und Gewerkschaften. Hier arbeitet man an der Organisation von Festen und Demonstrationen gegen die Ewiggestrigen, während Taxifahrer, Hoteliers, Fußballklubs und politische Parteien überlegen, wie sie ihrem Protest Ausdruck verleihen können. Einige, darunter DGB, Grüne und Linke, halten dabei die Einkreisung der Neonazis nebst Sitzblockaden für eine gute Idee. Und damit das richtig klappt, muss man das Blockieren üben.
Also üben sie an diesem milden Sonnabendnachmittag. Marschieren, skandieren, hinsetzen, drüber reden. Danach tragen im Rollenspiel falsche Polizisten die falschen Demonstranten zu Probezwecken zur Seite, wobei der Wegzutragende unter Anleitung der „Avanti“-Leute das „Paket“ macht: Er winkelt die Beine an und verschränkt die Arme. „So verletzt man sich nicht und macht es der Polizei nicht so schwer“, sagt Übungsleiter Karsten. Danach üben die Teilnehmer, wie man die Arme so ineinander verschränkt, dass den Ordnungshütern der Abtransport doch etwas schwerer fällt. Nach einer guten halben Stunde ist die Veranstaltung vorbei.
Die Polizei ist von der geplanten Einkreisung naturgemäß wenig begeistert, fürchtet sie doch Zusammenstöße zwischen Neonazis und Gegendemonstranten. „Wir selber sehen überhaupt keine Notwendigkeit für eine gewalttätige Auseinandersetzung“, sagt Kramer. Und wenn es doch zu Aggressionen vonseiten der Rechten kommt? „Dann hoffen wir, dass die Polizei zwischen uns steht.“
[Felix Harbart]