HAZ: Sorgen vor dem 1. Mai

Empfang im Rathaus

VON FELIX HARBART

Die Veranstaltung hat Tradition, das Umfeld aber ist ein ganz neues. Wie in jedem Jahr stimmten sich gestern die Spitzen der hannoverschen Gewerkschaften gemeinsam mit Oberbürgermeister Stephan Weil im Rathaus auf den bevorstehenden 1. Mai ein. Doch während im vergangenen Jahr, jetzt konnte Weil es ja sagen, „alle vergleichsweise zufrieden“ mit der Situation ihrer Unternehmen waren, prägte jetzt die Sorge um die Zukunft die Atmosphäre im Mosaiksaal.
Plastisch wird diese Sorge zurzeit am Schicksal der Beschäftigten von Conti und Gilde. Das Verhalten beider Unternehmen nannte Weil denn auch „unverantwortlich“. Während die Stadt bei der Conti kaum Einflussmöglichkeiten habe, ziele man bei der Gilde „klar auf einen Eigentümerwechsel“ ab, sagte Weil. Conti-Betriebsrat Helmut Krimp versuchte das Beste, ein wenig Zuversicht aus dem Traditionstreffen mitzunehmen. „Wir wissen, dass Stephan Weil für uns nicht viel bewirken kann“, sagte er. „Aber wir wissen auch, dass er ein Politiker ist, der es ernst mit uns meint.“
Außergewöhnlich ist dieser 1. Mai auch aufgrund der geplanten, aber bisher verbotenen Neonazi-Demo am Tag der Arbeit. Im Rathaus stellten Weil und Hannovers DGB-Chef Sebastian Wertmüller gestern ihre Differenzen im Bezug auf eine mögliche Umzingelungsaktion hintan und betonten lieber Gemeinsamkeiten. So bemerkte Wertmüller, die schönsten Bierdeckel der Stadt würden derzeit im Rathaus hergestellt – und meinte jene Untersetzer, die das Motto der Gegendemonstration auch unter Kneipenbesuchern weiterverbreiten helfen sollen.

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