Auf zur Walpurgisnacht gegen Patriarchat und Nazis!
Wir gehen in der Walpurgisnacht am 30.04.09 gemeinsam auf die Straße, um unser Recht auf Selbstbestimmung durchzusetzen und den öffentlichen Raum zu besetzen. Wir knüpfen hiermit an die Tradition feministischer Kämpfe an. Gerade die autonome FrauenLesbenbewegung der 1980er und frühen 1990er Jahre nutzte dieses Datum, um sich gegen patriarchale Unterdrückung zur Wehr zu setzen. Der Kampf um Selbstbestimmung muss jede Form von Herrschaft angreifen. Darum gehen wir in diesem Jahr auch gegen die Vereinnahmung des 1.Mai durch Nazis, Faschisten und Faschistinnen auf die Straße, die für diesen Tag in Hannover einen der größten Aufmärsche planen.
Nach über 100 Jahren feministischen Widerstands gibt es nach wie vor gesellschaftliche und politische Strukturen, die die Unterdrückung von FrauenLesbenTrans bedingen. Obwohl wir mit unterschiedlichen Unterdrückungsformen konfrontiert sind, können wir uns miteinander solidarisieren. Wir lassen uns nicht in Schemata zwängen und gestalten unser Leben so, wie wir wollen. Wir sind lesbisch, bisexuell, heterasexuell und anderes mehr. Was uns verbindet, ist der Widerstand gegen Ausgrenzung und Diskriminierung aufgrund geschlechtlicher Zuschreibung, die alltäglich und überall stattfinden: An Landesgrenzen, in Ausländerbehörden, auf der Straße, in den Medien, am Arbeitsplatz, in Arztzimmern, vor Diskotheken, auf Partys, in der Wohnung, im eigenen Bett…
Wir nehmen diesen Zustand nicht als Normalität hin! Wir zeigen Präsenz an einigen der öffentlichen Orte, wo wir Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren, weil wir nicht bereit sind, die uns zugewiesenen Rollen anzunehmen. Reclaim the streets!
Wir bestehen klar auf unserer Macht zu jeder Zeit und in jeder Situation zu sagen: Nein heißt Nein! Bis heute leben wir in einer Welt, in der jegliche Formen von Gewalt gegen FrauenLesbenTrans zum Alltag gehören. Alle Übergriffe, insbesondere sexualisierte Gewalt, dienen einzig und allein dazu, das patriarchale Geschlechterverhältnis aufrecht zu erhalten und männliche Macht zu demonstrieren. Fight back!
Gegen jegliche patriarchale Zurichtung und Normierung unserer Körper! Wir unterwerfen uns nicht Schönheitsidealen und der Erwartung an Frauen, allzeit bereit, superschlank, jung und Sexobjekt zu sein. Wir bekämpfen die sexistische Vermarktung in der Werbung, in den Medien und in der Pornoindustrie. Wir pfeifen auf die Pfiffe. Riots not diets!
Für eine Welt ohne soziale Ungleichheit und Konkurrenz! Wir sind widerständig gegen weltweiten Kapitalismus. Die Auseinandersetzung um patriarchale Strukturen in der kapitalistischen Gesellschaft muss permanent geführt werden, weil die sexistische Arbeitsteilung Frauen die Reproduktionsarbeit, schlechtere und unbezahlte Arbeitsplätze zuweist. Wir wollen uns nicht vom Kapitalismus gegeneinander ausspielen lassen – weder hier noch weltweit. Keinen Reichtum der Einen auf Kosten der Anderen! Fight capitalism!
Wir sind solidarisch mit all denjenigen, die außerhalb und innerhalb der Grenzen Europas auf der Flucht sind, in Flüchtlings-, Asyl – und Abschiebelagern festgehalten werden! Migration trifft Männer und Frauen nicht gleich. Flucht vor sexualisierter Folter und patriarchalen Gewaltverhältnissen gilt in der BRD nicht als Asylgrund. Alltägliche rassistische Zuschreibungen sind an der Tagesordnung. Lasst uns mit diesem „Normalzustand“ brechen, der sich in staatlicher Willkür, rassistischen Kontrollen und Mordanschlägen durch Nazis entlädt. Kein Nationalismus! Keine Abschottung durch Grenzen! No border, no nation!
Darum gehen wir auch am 1.Mai gemeinsam auf die Straße.
Gegen und Alt- und Neo-Nazis! Gegen den alltäglichen Rassismus! Gegen jegliche menschenverachtende Politik! Achtet auf Ankündigungen für den FrauenLesbenTrans-Treffpunkt innerhalb der vielfältigen Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch in Hannover.
Wir laden alle FrauenLesbenTrans ein, am 30.04.2009 ihre Wut auf die Straße zu tragen.
Kommt alle um 20:30 Uhr zum Steintor-Platz!