HAZ: Front gegen Neonazis wird immer breiter

Front gegen Neonazis wird immer breiter

In Hannover nimmt der Widerstand gegen die geplante Neonazi-Demonstration am 1. Mai konkrete Formen an. In einem gemeinsamen Schreiben bitten die Stadt, die beiden großen Kirchen und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) jetzt 230 Vereine und Verbände um Mitwirkung beim Protest gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen. Ziel sei es, „der regionalen und überregionalen Öffentlichkeit klar zu machen, dass Hannover Rechtsextremisten keinerlei Verständnis entgegenbringt“, heißt es in dem Brief. Das Ereignis stelle die „gesamte Stadtgesellschaft vor eine besondere Herausforderung“.

Für den 1. Mai rechnet die Stadt mit dem Aufmarsch von rund 1000 Neonazis. Im Anhang finden die Adressaten eine Liste konkreter Maßnahmen, auf der per Kreuzchen die Art des Engagements vermerkt werden kann. Als Vorschläge führen die Verfasser unter anderem das Aufhängen von Plakaten, finanzielle Unterstützung und eine gemeinsame Erklärung von Unternehmen mit ihren Beschäftigten auf, geben aber auch Raum für eigene Vorschläge. Um Rückmeldung bitten die Verfasser bis Ende März. Dann wollen sie mit einer Informationsveranstaltung den Startschuss für die Kampagne geben.

Unterdessen zeichnet sich schon jetzt eine breite Unterstützung für die Aktion ab. „In der Stadt tut sich etwas“, sagt DGB-Chef Sebastian Wertmüller. „Ein Echo wie dieses Mal habe ich noch nicht erlebt.“ So diskutiert der Gaststättenverband Dehoga zum Beispiel darüber, Neonazis an jenem Tag der Arbeit nicht zu bewirten. „Ich würde es für ein gutes Zeichen und ein sichtbares Fanal halten“, sagt Dehoga-Landeschef Rainer Balke. Der Einzelhandelsverband Hannover-Hildesheim hat das Schreiben umgehend an sämtliche seiner Mitglieder weitergeleitet und hofft auf rege Teilnahme der Händler. „Man muss klar Position beziehen, dass wir diese Jungs hier nicht brauchen“, sagt Geschäftsführer Ullrich Thiemann.

Auch Fußball-Bundesligist Hannover 96 hat den Brief bekommen und wird seine Fans beim Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln am 25. April und beim Spiel der Amateure gegen Babelsberg am 18. April mit Durchsagen und Informationsmaterial über die Aktionen am 1. Mai ins Bild setzen. „Natürlich integriert sich 96 gerne in solch eine Aktion, in der die gesellschaftlichen Organisationen der Stadt sich gemeinsam gegen Extreme positionieren“, sagt Sprecher Andreas Kuhnt. Weitere Aktionen seien nicht ausgeschlossen.

Gerne engagieren möchten sich auch Hannovers Taxifahrer – „schon allein wegen des großen Anteils ausländischer Kollegen“, sagt Reinhard Bellmann, „3811“-Chef und Sprecher der Taxizentrale. Allerdings unterliegen Taxen ebenso wie Busse und Bahnen einer Beförderungspflicht. Diese haben die Kölner Taxifahrer im vergangenen Jahr umgangen, als sie Rechtsradikalen während eines Neonazi-Treffens die Mitfahrt verweigerten. „Wir werden uns bei den Kölner Kollegen erkundigen, wie sie das gemacht haben“, sagt Bellmann.

Ansonsten sei denkbar, die Werbeflächen auf den Taxitüren für Botschaften zu nutzen – allerdings nur in Absprache mit den Werbekunden. Möglicherweise würden die Taxifahrer einfach gut sichtbar Karten hinter die Windschutzscheibe legen, „auf denen steht, dass Nazis bei uns keine Chance haben“. Wie genau die Üstra vorgehen wird, ist noch nicht geklärt. „Wir werden aber in jedem Fall ein deutliches Zeichen setzen, dass bei uns kein Platz für Nazis ist“, sagt Sprecher Udo Iwannek. „Weder Steh- noch Sitzplatz.“


Link zum Artikel

This entry was posted in Presse. Bookmark the permalink.